Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.
Die erste deutsche Sprachakademie wurde 1617 in Weimar gegründet. Sie gab sich den barocken Namen „Fruchtbringende Gesellschaft“, ihr Motto lautete „Alles zu Nutzen“. Das Emblem der Vereinigung zierte ein recht undeutsches Gewächs – die Kokospalme.
Künstler | Abraham Richter (–1642)
[ GND ] [ so:fie ] |
Titel |
Wappenschild der Fruchtbringenden
[ GND ] |
Standort | Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Rokokosaal |
Entstehungszeit | um 1617/1642 |
Objekttyp | Gemälde |
Material / Technik | ölhaltige Farben auf Leinengewebe, beidseitig bemalt |
Weitere Beteiligte | |
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Künstler der Vorlage | Matthäus Merian (1593–1650)
[ GND ] [ so:fie ] |
Dargestellter | Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen (1579–1650)
[ GND ] [ so:fie ] |
Weitere Metadaten | |
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Höhe | 83 cm |
Breite | 64 cm |
Provenienz | alter Bestand |
Haltende Einrichtung | Museen |
Sammlung | Gemäldesammlung |
Inventar-Nr. | KGe/00708 |
Links zum Objekt |
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Digitale Sammlungen der Museen |
Herzogin Anna Amalia Bibliothek |
Copyright | Klassik Stiftung Weimar |
Das Motto der Gesellschaft war zugleich Zielsetzung –„Alles zu Nutzen“. Jedes Mitglied sollte sich nach Kräften zum Nutzen und für deren Ziel einsetzen: die Pflege der deutschen Sprache. Die Kokospalme wurde als Symbol gewählt. Sie steht im Zentrum des Wappenschildes der Fruchtbringenden Gesellschaft, auch „Palmenorden“ genannt.
Die Kokospalme galt als Wunderbaum: Aus ihrer Faser wurden Textilien und Seile hergestellt, aus ihrer Frucht Milch, Öl, Butter und Mehl gewonnen. Aus der harten Schale der Kokosnuss entstanden Besteck, Teller und Töpfe. In der Darstellung des Wappenschildes liegen diese Produkte ausgebreitet am Boden. Die ewiggrünende Palme trägt mehrfach pro Jahr neue Früchte – für die von Jahreszeiten abhängige und stets von Missernten bedrohte Landwirtschaft Europas ein traumhaftes Gewächs. Die dargestellte Landschaft zeugt von kolonialem Denken: Jenseits der Ozeane versprachen solche paradiesischen Ländereien einen Reichtum, der aus eurozentrischer Sicht nur darauf wartete, geerntet zu werden.
Was das Bild auf der Vorderseite visualisiert, greift ein Gedicht auf der Rückseite auf, das mit der Empfehlung schließt, sich den Palmbaum als charakterliches Vorbild zu nehmen: „Wohl dem der gleich wie er danach nur strebt und ringt, dass er in allem Frucht und Nutzen bringʼ auf Erden.“ Häufig gingen solche Bild-Text-Objekte später verloren, da sie nach der Auflösung einer Literarischen Gesellschaft nur noch als Gemälde dienten. Umso erfreulicher ist es, dass sich der Schild am Gründungsort der Fruchtbringenden Gesellschaft bis heute erhalten hat.