Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.
Dem Übersetzungsmanuskript sieht man die Mühen an, die Wieland darauf verwendet hat, die richtigen Worte zu finden. Das Goethe- und Schiller-Archiv bietet die Möglichkeit, dem Autor nachträglich bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen.
Autor | Marcus Tullius Cicero (106 v. Chr.–43 v. Chr.)
[ GND ] [ so:fie ] |
Titel |
Manuskript zur Übersetzung eines Cicero-Briefes
[ GND ] |
Entstehungszeit | 1806 |
Objekttyp | Autograph |
Material / Technik | Tinte auf Papier |
Weitere Beteiligte | |
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Übersetzer | Christoph Martin Wieland (1733–1813)
[ GND ] [ so:fie ] |
Weitere Metadaten | |
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Provenienz | vermutlich 1889 aus dem Besitz von Wielands Tochter Luise Emminghaus erworben |
Haltende Einrichtung | Goethe- und Schiller-Archiv |
[ GND ] | |
Bestand | Wieland |
Signatur | GSA 93/16,1 S. 13 |
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Archivdatenbank |
Copyright | Klassik Stiftung Weimar |
Als Christoph Martin Wieland (1733–1813) im September 1772 nach Weimar kam, war er der meistgelesene Schriftsteller Deutschlands. Herzogin Anna Amalia gelang es, ihn als intellektuellen Gesprächspartner für ihren Sohn zu gewinnen. In Wieland schrieb nicht nur Romane, er übersetzte auch zahlreiche Werke von Shakespeare und von klassischen antiken Autoren. Sein letztes großes Werk war die auf 24 Bände angelegte Übertragung der Briefe Ciceros, deren vollständiges Erscheinen Wieland jedoch nicht mehr erleben sollte.
Den Anlass, sich mit dem antiken Texten Ciceros zu beschäftigen, gaben Wieland die aktuellen politischen Verhältnisse nach Zusammenbruch des Alten Reichs und den Machtverschiebungen auf dem europäischen Kontinent infolge der Napoleonischen Kriege. So lag die Schlacht von Jena und Auerstedt (1806) zu Beginn seines Übersetzungswerks erst zwei Wochen zurück. Wieland, der wie andere Philosophen seiner Zeit von der ständigen Wiederkehr in der Geschichte überzeugt war, glaubte Parallelen zwischen Cicero und Napoleon zu erkennen. Von letzterem versprach er sich eine Stabilisierung der Verhältnisse in Europa.
Das 1806 verfasste Übersetzungsmanuskript eines Cicero-Briefes „An seinen Bruder Quintus“ ermöglicht einen Blick in die Werkstatt des Dichters. Zudem beweist es die These, dass alles Übersetzen auch Interpretieren ist: Den ersten Entwurf aus dem Lateinischen schrieb Wieland fließend nieder; die Spuren der folgenden Bearbeitung auf dem breiten Rand und im Text machen jedoch deutlich, wie er um die richtigen Worte rang.