Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.
Mit einem von ihm entworfenen Schreibtisch machte Goethe seiner Vertrauten Charlotte von Stein nicht nur ein privates Geschenk, sondern setzte Wegmarken für die Entwicklung eines klassischen Lebensstils und einer „Einrichtungsphilosophie“.
| Entwerfer | Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
[ GND ] [ so:fie ] |
| Titel | Schreibtisch für Charlotte von Stein |
| Standort | Schloss Kochberg |
| Entstehungszeit | 1779 |
| Objekttyp | Kunstgewerbe |
| Material / Technik | Kiefer, Roteibe, Ebenholz, Ahorn, Messing, Bronze |
| Weitere Beteiligte | |
|---|---|
| Hersteller | Johann Franz Andreas Preller (1748–1823)
[ GND ] [ so:fie ] |
| Besitzerin | Charlotte von Stein (1742–1827)
[ GND ] [ so:fie ] |
| Weitere Metadaten | |
|---|---|
| Höhe | 110,0 cm |
| Breite | 97,0 cm |
| Tiefe | 56,5 cm |
| Provenienz | 2014 Ankauf aus Privatbesitz |
| Haltende Einrichtung | Museen |
| Sammlung | Kunstgewerbesammlung |
| Inventar-Nr. | Kg-2017/164 |
| Links zum Objekt |
|---|
| Fotothek Online |
| Digitale Sammlungen der Museen |
| Schloss Kochberg |
| Copyright | Klassik Stiftung Weimar |
Im Jahr 1779 entwirft Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) einen Schreibtisch – nicht etwa für sich selbst, sondern als Geschenk für seine engste Vertraute Charlotte von Stein (1742–1827) anlässlich ihres Namenstags am 5. Juli. Eigentlich hätte Goethe ihr schon zum Geburtstag am 25. Dezember einen Schlitten schenken wollen, doch das war der Hofdame im Dienst der Herzogin entschieden zu auffällig.
Goethe befand sich gerade in der Schweiz, als der Schreibtisch nach einiger Verzögerung im Herbst endlich fertiggestellt war und nach Schloss Kochberg geliefert wurde, wo die Schlossherrin Charlotte von Stein ihn offenbar mit gemischten Gefühlen entgegennahm.
In ihrem (verlorenen) Dankesbrief scheint die Beschenkte den Wert des Möbels anzuzweifeln. In seiner Antwort vom 30. November verteidigt Goethe das Präsent. Er verweist neben den Kosten auf den symbolischen Wert. Das von ihm eigens für ihre Bedürfnisse entworfene und vom Tischlermeister
Johann Franz Andreas Preller (1748–1823) als Unikat ausgeführte sogenannte Zylinderbureau hebe sich weit von der geläufigen Katalogware ab.
Damit weist die Kochberger Liebesgabe auch auf Goethes später formulierte „Einrichtungsphilosophie“, die (konsum-)kritisch die um 1800 immer beliebter werdenden seriell gefertigten Manufakturwaren bewertet,. Goethe stellte dieser vorindustriellen Serienproduktion sein klassisches Ideal von Kunst und Handwerk entgegen. Der individuelle Schreibtisch von 1779 antizipiert somit das Programm eines klassischen Lebensstils, wie er in Weimar um 1800 – nicht nur von Goethe – erprobt wurde.