Vorhaben der Klassik Stiftung Weimar werden gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und den Freistaat Thüringen, vertreten durch die Staatskanzlei Thüringen, Abteilung Kultur und Kunst.
Ein modernes Sittenbild im Stil der Altmeisterlichen Malerei: Werner Tübkes allegorisches Gemälde präsentiert ein apokalyptisches Szenario im Herzen der norditalienischen Kulturmetropole Venedig.
Künstler | Werner Tübke (1929–2004)
[ GND ] [ so:fie ] |
Titel |
Der Tod in Venedig
[ GND ] |
Standort | derzeit nicht ausgestellt |
Entstehungszeit | 1973 |
Objekttyp | Gemälde |
Material / Technik | ölhaltige Farben auf Holztafel |
Weitere Metadaten | |
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Höhe | 98,0 cm |
Breite | 82,0 cm |
Tiefe | 1,5 cm |
Provenienz | Ankauf durch den Rat des Bezirkes Erfurt, Übergabe an die Kunstsammlungen zu Weimar |
Haltende Einrichtung | Museen |
Sammlung | Gemäldesammlung / Kunst nach 1945 |
Inventar-Nr. | G 2217 |
Links zum Objekt |
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Digitale Sammlungen der Museen |
Copyright | Klassik Stiftung Weimar / © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 |
Im Nachgang zu seiner zweiten Italienreise 1972, während der Werner Tübke (1929–2004) zum ersten Mal Venedig besucht hatte, entstand dieses Gemälde. Der Titel führt zunächst auf eine falsche Fährte, denn es handelt sich nicht um eine künstlerische Adaption von Thomas Manns berühmter Novelle „Der Tod in Venedig“.
Tübke, einer der bekanntesten Maler der DDR, bediente sich des theatralischen „Settings“ einer Bühne: Die barocke Fassade der Kirche von San Moisè in Venedig bildet die Kulisse des in altmeisterlicher Technik akribisch gemalten Bildes. Die Staatsgondel des Dogen trägt den schwarz geflügelten, mit bischöflichen Insignien ausgestatteten Tod. Die Pferde ziehen die Gondel in Richtung einer Brückenunterführung, die ikonographisch an den Höllenschlund erinnert. Tübke gestaltet eine allegorische, manieristisch-surreal überhöhte Szene mit einer großartigen Lichtführung. Von dem apokalyptischen Geschehen nehmen die Menschen in der Gondel, vor der Kirche und auf der Brücke kaum Notiz. Ein rot gekleideter Mönch, auf einem oberen Absatz der Kirchenfassade stehend, betet für die Seelen der dem Untergang Geweihten. Nur ein Gondoliere mit gelben Hut scheint das Unglück mit aller Kraft aufhalten zu wollen.
Werner Tübke, der die Formensprachen der Renaissance, des Manierismus und der Barockmalerei meisterhaft beherrschte, bündelte in diesem visionären Sittengemälde seine widersprüchlichen Eindrücke von der ehemals reichen Handels- und Kunstmetropole einschließlich ihrer vom Verfall bedrohten Gesellschaft.